Verweisen Sie auf externe Berater
- Ernst Macher
- 12. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Dass Inkompetenz nicht weiter stört, solange man sich dieser bewusst ist, haben Sie nach dem letzten Kapitel hoffentlich verstanden. Viele Politiker und Manager haben von Tuten und Blasen keine Ahnung und klettern dennoch steil die Karriereleiter hinauf. Warum? Ganz einfach! Sie verfügen über einen loyalen INTERNEN Mitarbeiterstab (siehe Kapitel 11.), greifen aber vor allem — und damit kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Kapitels — auf eine ansehnliche Menge EXTERNER Mitarbeiter zurück. Diese nennen sich „Berater“, und ich werde Ihnen in diesem Kapitel erklären, welche Charakteristika dieser seltsame Berufszweig aufweist. Danach erhalten Sie von mir eine praxisrelevante Anleitung, in welchen Fällen Sie auf externe „Consultants“ zurückgreifen sollten. Beraten und konsultieren wir los!
Was machen Berater eigentlich?
Lassen Sie mich zunächst einmal festhalten, dass Berater oder Consultants für ihre Dienste zwar fürstlich entlohnt werden, allerdings nur in Ausnahmefällen tatsächlich „beraten“. Das hat sowohl inhaltliche als auch politische Gründe. So haben die meisten von ihnen Betriebswirtschaftslehre studiert und somit unendlich viel Wissen über praktisch nichts. Eine wirkliche Karriere als Experte (siehe Kapitel 18.) ist ihnen somit verwehrt. Als Halbexperten machen sie dieses Manko aber meistens mit gutsitzenden Anzügen, edlen Krawatten und teuren Uhren wett und verfügen über eine geschliffene Sprache (siehe auch Kapitel 4.). Besonders in den ersten Be raterjahren leben sie fast ausschließlich aus dem Koffer, haben ein fast erotisches Verhältnis zu ihrem Laptop und erklären finanziell potenten Kunden rund um den Erdball, was die Welt im Inneren zusammenhält. Inhaltlich hinterlassen ihre Hochglanzfolien zwar bedingt Eindruck, dennoch halten sich Auftraggeber und Consultant oft jahrelang die Treue. Berater bestätigen in der Regel nämlich lediglich das, was ihre Auftraggeber im stillen Kämmerchen längst beschlossen haben.
Diejenigen unter Ihnen, die mit der Consultingbranche wenig vertraut sind, werden jetzt vielleicht sagen: „Aber das macht doch keinen Sinn! Wozu soll ich für etwas Kohle springen lassen, was ich ohnehin schon weiß?“
Nun, die Daseinsberechtigung von Strategieconsultants und Prozessberatern besteht fast immer darin, UNPOPULÄRE (bereits feststehende) Entscheidungen des Managements abzusegnen beziehungsweise diesem eine „betriebswirtschaftliche Absolution“ zu erteilen. Diese moderne Form des Ablasshandels ist sehr aufwendig. So schließen sich junge Berater oft wochenlang im Büro ein, um die Erwartungshaltung des Auftraggebers mit imposanten Hochglanzfolien, komplizierten Checklisten und ausgefuchsten Prozessanalysen zu bestätigen. Am Ende ihrer Arbeit steht dann typischerweise eine bittere Erkenntnis wie zum Beispiel: „Wir kommen zum Schluss, dass der Abbau von fünfhundert Mitarbeitern alternativlos ist“.
An dieser Stelle trennt sich übrigens auch die Beraterspreu vom Beraterweizen. Schlechte Berater bezeichnen das Ganze als Schmierentheater und beenden ihre PowerPoint-Karriere mit einem erbosten „Schreibt euch die Gefälligkeitsgutachten in Zukunft doch alleine!“ Gute Berater lesen ihren Auftraggebern hingegen weiterhin jeden noch so kleinen Wunsch von den Lippen ab und werden für ihre Objektivität reichlich entlohnt.
Anmerkung: Lassen Sie mich an dieser Stelle ergänzen, dass manche Beratungsunternehmen nicht nur Ablasshandel betreiben, sondern Ihnen auch bestätigen, dass Sie in dieser oder jener Branche die Nase vorne haben. Dazu bedarf es in der Regel einer in Auftrag gegebenen Marktstudie, die Sie im Gegenzug als „Leader“ in „Was auch immer“ ausweist.
Generell kann man festhalten, dass externe Berater — neben einem loyalen Team — auf jeden Fall eine karrieretechnische Notwendigkeit darstellen. Gegen einen entsprechenden Obolus sind sie bereit, die Verantwortung für unpopuläre Entscheidungen uneingeschränkt zu übernehmen. So entsteht eine echte Win-win-Situation. Gehen wir an dieser Stelle aber noch einen Schritt weiter und fragen wir uns, wann ein Ausspielen der „Schwarzen Peter-Karte“ geradezu eine Notwendigkeit ist und welche Berater für welche Zwecke geeignet sind. Starten wir mit jener Form, die ich in diesem Kapitel bereits teilweise beschrieben habe....



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