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Errichten Sie Ihren eigenen Hofstaat

  • Autorenbild: Ernst Macher
    Ernst Macher
  • 12. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

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Als Queen Elizabeth II am 22. September 2022 das Zeitliche segnete, herrschte nicht nur in England Staatstrauer. Auch meine liebe Gattin Ernestine heulte Rotz und Wasser, wobei ich ihre Weltuntergangstimmung nur bedingt nachvollziehen konnte.

„Ich versteh‘ dich nicht. Die Gute hatte politisch weniger zu sagen als Mr. Bean. Außerdem kostete ihr Hofstaat pro Jahr mehr als alle ‚Fast & Furious‘-Filme zusammen!“ sagte ich zu ihr, stieß mit dieser Argumentation aber auf taube Ohren. Sie warf mir an den Kopf, dass ich ein hoffnungsloser Banause wäre, der ihre Gefühle missachte, zog sich in ihr Arbeitszimmer zurück und spielte dort „God Save the Queen“ in Dauerschleife. Das saß. Die ganze Nacht zerbrach ich mir den Kopf, warum Menschen einer Monarchin, die gelegentlich von ihrem Balkon winkte, siebzig Jahre lang begeistert zujubelten. Die im vorherigen Kapitel beschriebene kollektive Dummheit allein konnte es nicht sein. Gegen vier Uhr morgens stieß ich im Internet aber auf eine schlüssige Antwort. „Size Bias“ (Wahrnehmungsverzerrung) nennen Psychologen dieses Phänomen, und es beschreibt den Umstand, dass sich Menschen stets von „Grandiosität“ und „Größe“ angezogen fühlen, „Sinnhaftigkeit“ und „Wirkungsgrad“ dabei aber gerne ignorieren.


Einige von Ihnen ahnen vielleicht, worauf ich mit diesem royalen Beispiel hinauswill. Richtig! Sie sollten sich als Vorgesetzter ebenfalls um einen anständigen Hofstaat bemühen. Wenn Sie eine eigene Entourage haben, färbt das zwangsläufig auf Ihre Wichtigkeit ab!

„Macher, Sie ticken ja nicht richtig“, werden Sie jetzt möglicherweise einwenden. „In unserer Firma zieht es nur die schweren Raucher auf den Balkon, und denen winkt definitiv niemand zu!“ Nun, mit diesem Einwand haben Sie gewiss recht. Das ist aber nicht die Moral der Geschichte. Ich möchte Ihnen mit dem besagten Beispiel lediglich veranschaulichen, dass Sie als Vorgesetzter immer danach trachten sollten, ein GROSSES Team zu leiten. Wie bereits gesagt: Size Matters – und das gilt nicht nur für gewisse Stunden (die in diesem Ratgeber keinen Platz haben), sondern auch für handfeste Organisationsfragen. 

Stellen Sie sich in diesem Zusammenhang bitte die folgende Situation vor: Sie sind als frischgebackener Chef vor die Wahl gestellt, ein neues Team aufzubauen ODER ein bestehendes zu leiten. Das neue Team besteht aus fünf klugen Köpfen, die gewillt sind, die Extrameile zu gehen. Das bestehende Team umfasst zwanzig Mitarbeiter, die seit Jahr und Tag Dienst nach Vorschrift machen. Für welche Option entscheiden Sie sich? Natürlich für die zweite! Und das hat zwei Gründe: Erstens ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ihnen die fünf brillanten Mitarbeiter das Leben zur Hölle machen (siehe auch Kapitel 11: „Querschläger“). Zweitens — und hier schlägt die besagte „Size Bias“ gnadenlos zu — ist 20 immer besser als 5! Schreiben Sie sich hinter die Ohren, dass Sie beim Aufbau eines Hofstaats zahlenmäßig immer in großen Dimensionen denken müssen. Das Ziel Ihrer beruflichen Tätigkeit ist es nicht, einen Nobelpreis abzustauben, sondern rasch nach oben zu kommen! Streben Sie daher stets die Führung einer großen Abteilung an, und bemühen Sie sich um einen klingenden Jobtitel. Bezeichnungen wie „Head of Inspiration“, „Head of Innovation“ oder „Strategic Lead“ sind beispielsweise eine ausgezeichnete (und auch ungefährliche) Wahl. Niemand weiß genau, was genau sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt, und so ist das Risiko, leistungsmäßig unangenehm aufzufallen, homöopathisch klein. Bei exponierteren Posten wie „Head of Controlling“, „Head of Sales“ oder „Head of Production“ liegen die Dinge etwas komplizierter, doch sollten Sie auch bei diesen die Gelegenheit beim Schopf packen. Machen Sie sich lediglich bewusst, dass es stets einer Mindestanzahl an Mitarbeitern bedarf, um einigermaßen über die Runden zu kommen. So kann man erst bei etwa zehn Teammitgliedern von einem echten „Hofstaat“ sprechen. Mit weniger Mitarbeitern sollten Sie sich gar nicht zufriedengeben. Ein würdiger König braucht nun mal eine anständige Entourage!

 

Anmerkung: Stellen Sie unbedingt sicher, dass Ihr Hofstaat vorwiegend aus Gutmenschen, Zujublern und einigen klugen Köpfen besteht. Erst dann ist es sinnvoll, am Ausbau Ihrer Regentschaft zu arbeiten und den anderen zu vermitteln, dass Sie ab sofort eine große Nummer sind. Folgende Empfehlungen darf ich Ihnen diesbezüglich mitgeben.........

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